Wie der Ausstellungstitel «Weltwissen - 300 Jahre Wissenschaften in Berlin» bereits sagt, feiern verschiedene wissenschaftliche Institutionen in Berlin ein Jubliäum. Sie würdigen dies mit einem gemeinsamen Auftritt im Martin-Gropius-Bau in Berlin. In den vergangenen 300 Jahren spielte die Offenheit und das Interesse am Fremden eine grosse Rolle und das «importierte Wissen» wurde als Bereicherung verstanden. Dies wird sehr schön in der Grossinstallation von Mark Dion im Lichthof gezeigt. Unterschiedlichste Objekte aus verschiedenen Disziplinen und Zeiträumen sind in einer Art riesigem Setzkasten angeordnet. Sie können von den gegenüberliegenden Emporen mit eigens dafür entwickelten, interaktiven Fernrohren bestaunt werden. Die Fernrohre rücken die Gegenstände in die Nähe und zu bestimmten Gegenständen wird eine historisch-recherchierte Geschichte erzählt, wie zum Beispiel das Skelett des Pferdes von Friedrich dem Grossen. In dieser poetischen Installation wird auf die thematische Komplexität der Ausstellung spielerisch eingegangen.
Tweaklab hat die Fernrohre inklusive der ausgeklügelten Optik und Programmierung entwickelt und gestaltet. Ein Achsen-Messer erlaubt es, die Gegenstände zu verorten, ein «unsichtbarer» LCD-Screen blendet die Objektbeschreibungen ein, um die Geschichten abzurufen. Die Fernrohre wurden in zwei Grössen für Kinder und Erwachsene hergestellt.
Die Wissenschaftsgeschichte ist geprägt von leidenschaftlichen Diskussionen und so widmet sich die Inszenierung «Streiten» diesem Thema. Ein grosser, runder Tisch steht in der Mitte des Raumes und ist mit liegenden Bildschirmen und Lautsprechern bestückt. Sechs wissenschaftliche Positionen zu einem bestimmten Streitfall können über mehrere Taster abgerufen werden. Die Originalthesen werden hörbar und vermitteln eindrücklich die divergierenden Standpunkte. Auf den Screens wird synchron zu den Voten anschaulich aufbereitetes Archivmaterial eingespielt.
Speziell für diese Ausstellung wurde von Tweaklab die erste Version der Tweaklab Handhörer entwickelt, bei welchen über Taster die Sprache und über einen Regler die Lautstärke eingestellt werden kann. Diese Handhörer sind sehr bedienerfreundlich, da durch das Abheben und Auflegen auf den Magnethalter das Tonfile startet und stoppt.
Der Tweaklab Handhörer gibt es inzwischen in der dritten Generation und er ist zu einem beliebten Ausstellungsgerät geworden.
Weiter hat Tweaklab zehn analoge, interaktive Leuchtkästen zum Thema «Interpretieren» entwickelt. Hinterleuchtete Portraits von Wissenschaftler/innen, wie beispielsweise das von Alexander von Humboldt, sind zu sehen und sobald die Betrachterin oder der Betrachter sich dem Portrait nähert, wird über einen Sensor ein ultraviolettes Licht aktiviert, das ein Zitat auf einer Glasscheibe vor dem Portrait zum Leuchten bringt.
So lag die Planung, die Entwicklung sämtlicher Spezialanwendungen, die Realisierung und der Aufbau der medientechnischen Installationen in der Verantwortung von Tweaklab. Weiter wurden die unterschiedlichen Formate der Videos, die Tondateien und die Archivaufnahmen in unserem Digitallabor aufbereitet, bearbeitet und auf die jeweiligen digitalen Träger transferiert.
Ausstellungskonzept: teamstratenwerth, Basel
Ausstellungsgestaltung: SPACE4, Stuttgart
09/2010